mRNA-Impfung erfolgreich in einem Tiermodell der Multiplen Sklerose
Forschende der Universitätsmedizin Mainz berichten in Zusammenarbeit mit dem Impfstoff-Hersteller BioNtech im Fachmagazin „Science“ von der Entwicklung eines mRNA-Impfstoffansatzes, der die Entstehung einer Multiple Sklerose (MS)-ähnlichen Erkrankung im Tierversuch aufhalten kann. Das Prinzip der mRNA-Impfung wurde erstmalig in einer hochwirksamen Impfung gegen das Coronavirus umgesetzt. Nun zeigt dieser Wirkmechanismus in einem Tiermodell der Multiplen Sklerose erste Erfolge.
Die EAE (Experimentelle Autoimmunenzephalitis) ist ein Tiermodell der Multiplen Sklerose, das seit langem der Erforschung der MS dient. Dabei werden Versuchstieren Bestandteile der Markscheiden, die die Nervenzellen umhüllen, injiziert, was bei den Tieren eine MS-ähnliche Erkrankung mit Lähmungserscheinungen auslöst.
Besserung klinischer Symptome durch mRNA-Impfung im Tierversuch
Der wie der CoViD-19-Impfstoff Tozinameran (Comirnaty®) von BionNtech auf Boten-RNA (mRNA) basierende Impfstoff führt dem Versuchstier MS-spezifische Autoantigene zu. Durch die „Impfung“ wird im Versuchstier die Bildung von Immunzellen angeregt, die die MS-typische Überreaktion des Immunsystems unterdrückt.
Im Tiermodell konnte so die Entstehung der EAE verhindert werden. Den Forschenden zufolge konnten zudem durch die Erkrankung verlorengegangene Bewegungsfunktionen wiederhergestellt werden. Die für viele zugelassene MS-Therapien charakteristische breite Immunsuppression wurde bei diesem Ansatz nicht beobachtet.
Researchers have designed an #mRNA vaccine that delayed the onset of and reduced the severity of multiple sclerosis-like disease in mice.
The vaccine restores the body’s tolerance to its own proteins, suppressing the disease's immune overreactivity. ($) https://t.co/GrCkl6UNh0 pic.twitter.com/7KNlJ2oZrx
— Science Magazine (@ScienceMagazine) January 7, 2021
Aufgrund der erfolgreichen Studie an Mäusen könnte das Prinzip der mRNA-Impfung zur Entwicklung wirksamer Therapien bei MS und anderen Autoimmunerkrankungen beitragen, so das Forscherteam um Christina Krienke. Bevor dieses neuartige und vielversprechende Wirkprinzip an Menschen mit MS untersucht werden kann, müssen noch mehrere aufwendige Teststadien durchlaufen werden.
Christina Krienke, Laura Kolb, Elif Diken, Michael Streuber, Sarah Kirchhoff, Thomas Bukur, Özlem Akilli-Öztürk, Lena M. Kranz, Hendrik Berger, Jutta Petschenka, Mustafa Diken, Sebastian Kreiter, Nir Yogev, Ari Waisman, Katalin Karikó, Özlem Türeci, Ugur Sahin: A noninflammatory mRNA vaccine for treatment of experimental autoimmune encephalomyelitis. Science 08 Jan 2021: Vol. 371, Issue 6525, pp. 145-153, DOI: 10.1126/science.aay3638
von Univ-Prof. Priv.-Doz. Dr. Barbara Kornek und Mag. Kerstin Huber-Eibl
Weiterführende Informationen
Translationale Onkologie an der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (TRON)