Mit Resilienztraining psychische Widerstandskraft entwickeln
10. Dezember 2019: Interaktives Webinar zum Thema Resilienz mit der akkreditierten Resilienz-Trainerin Bettina Hausmann.
EMSP Webinar zu Resilienz mit Bettina Hausmann | 10. Dezember 19:00 bis 20:30 Uhr (MEZ)
Am 10. Dezember veranstaltet die Europäische Multiple Sclerosis Plattform um 19:00 Uhr (MEZ) ein 1,5-stündiges interaktives Webinar zum Thema Resilienz mit der akkreditierten Resilienz-Trainerin Bettina Hausmann.
Im Rahmen des Webinars wird besprochen, was hinter dem Schlagwort „Resilienz“ steckt, was die Belastbarkeit von Menschen mit Multipler Sklerose herausfordern kann und was diese selbst tun können, um die Kontrolle über ihr Leben zurückzugewinnen
Die Moderatorin Bettina Hausmann lebt seit zehn Jahren mit der Diagnose MS und geht von der Prämisse aus, dass Belastbarkeit wie ein Muskel fungiert und sich somit trainieren lässt. Sie ist auch überzeugt, dass Betroffene nicht hart zu sich selbst sein müssen.
Wer seine Resilienz schult, lässt sich von Herausforderungen, die mit Multipler Sklerose einhergehen, nicht so leicht unterkriegen, reagiert gelassener und lernt, Grenzen abzustecken. Darüber hinaus befähigt Resilienztraining Menschen mit Multipler Sklerose in herausfordernden Situationen zu innerem Gleichgewicht zu gelangen und psychische Widerstandsfähigkeit zu entwickeln.
Resilienz – Das Immunsystem der Psyche
„Resilienz ist die Fähigkeit, angesichts belastender Lebensherausforderungen zu bestehen und zu wachsen, also neue Kraftquellen zu entdecken und zu nutzen“.
In der Psychologie wird jener dynamische Prozess als „Resilienz“ bezeichnet, der eine positive Anpassung der Person im Kontext signifikanter Widrigkeiten ermöglicht. Menschen, die sich in Resilienz geübt haben, erlernen Bewältigungsstrategien und können damit ihre Lebensqualität steigern.
Resiliente Menschen lassen sich von den Herausforderungen, die mit Multipler Sklerose einhergehen können, nicht so leicht entmutigen, reagieren gelassener und lernen leichter Grenzen abzustecken. Darüber hinaus befähigt Resilienz Menschen mit Multipler Sklerose in herausfordernden Situationen zu ihrem inneren Gleichgewicht zu gelangen und psychische Widerstandsfähigkeit zu entwickeln.
In einer Untersuchung konnte belegt werden, dass sich vorhandene Resilienz positiv auf die Selbstwirksamkeit, den Optimismus und die soziale Unterstützung von Menschen mit MS auswirkte.
Förderung der Widerstandsfähigkeit
Die gute Nachricht ist: Resilienz besteht aus mehreren Faktoren und kann jederzeit geübt und gefördert werden.
So stärken Sie Ihre Widerstandskraft
- Akzeptieren Sie die Krise und damit einhergehende Gefühle!
- Suchen Sie aktiv nach Lösungen und Unterstützung!
- Streben Sie eine optimistische und proaktive Haltung an!
- Vermeiden Sie Selbstanklagen!
- Versuchen Sie, warme und stabile Beziehungen zu pflegen!
- Suchen Sie auch soziale Unterstützung außerhalb der Familie!
- Nehmen Sie dosierte soziale Verantwortlichkeiten wahr!
- Bleiben Sie flexibel und trauen Sie sich etwas zu!
- Treffen Sie Ihre eigenen Entscheidungen!
- Akzeptieren Sie Ihre Erkrankung!
Bei der Akzeptanz geht es keineswegs darum, die Erkrankung gut zu finden – sie kann durchaus als als furchteinflößend wahrgenommen werden. Vielmehr geht es darum zu akzeptieren, dass eine Erkrankung oder Behinderung vorhanden ist.
Leben Sie mit der Tatsache, erkrankt zu sein – und kämpfen Sie nicht dagegen an!
Und vergessen Sie eines nicht: Die MS ist nur ein Teilbereich Ihres Lebens.
Lassen Sie die Erkrankung nicht Ihr Leben bestimmen!
Selbstwirksamkeit als Schlüsselfaktor der Resilienz
Unter Selbstwirksamkeit im Rahmen des Krankheitsverlaufs wird die Fähigkeit verstanden, eigene Entscheidungen zu treffen und Änderungen vertrauter Lebensgewohnheiten einzuleiten. Selbstwirksam ist ein Mensch darüber hinaus auch dann, wenn er vertraute Lebensgewohnheiten wie Rituale oder Feste bewusst beibehält.
Auch die Fähigkeit Grenzen zu setzen fällt unter Selbstwirksamkeit. Manchmal scheint es, als ob der Krankheitsverlauf auf die einzelne Person oder die Familie Kontrolle ausübt. Wer dann in der Lage ist, Hilfe in Anspruch zu nehmen, ohne die eigene Autonomie zu verlieren, agiert ebenso selbstwirksam.
Selbstwirksamkeit wird gefördert, indem Menschen die Erfahrung machen, Einfluss nehmen zu können: Einfluss bei der Wahl der Therapie, Einfluss auf Beibehaltung oder Änderung von vertrauten Lebensgewohnheiten, Einfluss auf das Ausmaß an Unterstützung, die akzeptiert wird.
Resilienz und Grad der Behinderung
Bei der internationalen Veranstaltung MSPARIS2017 des European Committee for Treatment and Research in Multiple Sclerosis (ECTRIMS) und des Americas Committee for Treatment and Research in Multiple Sclerosis (ACTRIMS) präsentierte Dr. Sylvia Klineovadie Resultate einer Untersuchung, in der sie mit ihrem Team den Zusammenhang zwischen der psychologischen Resilienz und dem Grad der Behinderung bei Menschen mit Multipler Sklerose (MS) erhoben hatte.
Die Studie ist der Frage nachgegangen, ob eine höhere Resilienz mit einer geringeren Behinderung einhergeht – unabhängig von demographischen Merkmalen wie Alter, Geschlecht, oder Bildung, aber auch unabhängig davon, ob eine Hirnatrophie, Depression oder Angstzustände vorlagen. Den Grad der Resilienz maßen die Forscherinnen und Forscher mit der Connor-Davidson Resilienz-Skala, einem etabliertes Maß für die psychische Belastbarkeit.
Die Auswertung ergab, dass ein höherer Resilienz-Grad mit einem geringeren Behinderungsgrad einherging.
Sylvia Klineova: Resilience Matters in Multiple Sclerosis: The Independent Contribution of Psychological Resilience to Disability; ECTRIMS Online Library. Klineova S. Oct 25, 2017; 199603
Resilienztraining steigert Widerstandskraft
Ein Team von der University of Washington berichtete, dass ein als „Everyday Matters“ (jeder Tag zählt) bezeichnetes, sechs Wochen dauerndes psychologisches Trainingsprogramm den Grad der Resilienz bei Testpersonenen mit Multipler Sklerose um 20 Prozent erhöhte und die Häufigkeit depressiver Episoden verringerte.
Laut der Psychologin Amy Sullivan vom Institut für Verhaltensmedizin, Forschung und Ausbildung am Mellen Center für Multiple Sklerose an der Cleveland Clinic verursachen die „unvorhersehbare Natur“ der Multiplen Sklerose und die unterschiedlichen Grade der Behinderung, die mit der Erkrankung einhergehen können, eine Menge emotionaler Umwälzungen. Gerade für Menschen mit Multipler Sklerose sei es daher bedeutsam, Widerstandsfähigkeit zu entwickeln.
Faktoren, die Resilienz beeinflussen
Eine bereits im Jahr 2016 veröffentlichte Untersuchung hat durch Gespräche in vier Fokusgruppen herausgefunden, wie es um die Resilienz von Menschen mit Multipler Sklerose bestellt ist. Die Auswertung der Gespräche ergab, dass vor allem Faktoren wie psychologische Anpassung, soziale Beziehungen, Lebensbedeutung, Planung und körperliches Wohlbefinden als Vermittler von Resilienz fungieren. Als Hindernisse für die Widerstandsfähigkeit wurden vor allem die Faktoren Resilienz-Erschöpfung, negative Gedanken und Gefühle, sowie soziale Einschränkungen, soziale Stigmatisierung und körperliche Ermüdung ausgemacht.
Arielle M. Silverman, Aimee M. Verrall, Kevin N. Alschuler, Amanda E. Smith & Dawn M. Ehde: Bouncing back again, and again: a qualitative study of resilience in people with multiple sclerosis; Disabil Rehabil. 2017 Jan;39(1):14-22. Epub 2016 Feb 15
Kerstin Huber-Eibl, 4. Dezember 2019