Stigmatisierung und neurologische Störungen
Die Europäische Föderation neurologischer Vereinigungen (EFNA) veröffentlichte am Welttag des Gehirns (World Brain Day 2020) die Ergebnisse ihrer jüngsten Umfrage zum Thema „Stigmatisierung und neurologische Störungen“.
Von März und Juni 2020 gingen bei der European Federation of Neurological Associations 1.373 Antworten von Personen ein, die von einer der folgenden neurologischen Störungen betroffen sind: Myalgische Enzephalomyelitis (ME), Dystonie, Migräne oder Kopfschmerz, Chronischer Schmerz, Restless Legs Syndrom (RLS), Epilepsie, ADHS, Multiple Sklerose und Morbus Parkinson. 80 % der Befragten waren weiblich, der Großteil war zwischen 35 und 54 Jahren alt.
92 % der Befragten geben an, sich aufgrund der neurologischen Störung, mit der sie leben, von Stigmatisierung betroffen zu fühlen. Unverständnis wird als Hauptursache dafür angesehen, gefolgt von Mythen bzw. Missverständnissen über diese Störungen und deren Unsichtbarkeit.
Das höchste Maß an Stigmatisierung erfuhren jene Befragten, deren Störungen zumeist als „unsichtbar“ angesehen werden. Dies führt das EFNA-Team auf einen Mangel an gesellschaftlichem Einfühlungsvermögen für Symptome zurück, die nicht zu sehen sind. 32 % der Befragten gaben an, regelmäßig das Gefühl zu haben, dass ihr Zustand ihre Schuld sei.
Das Problem der Stigmatisierung erwies sich vor allem bei Interaktionen mit Ärztinnen und Ärzten als problematisch. So waren 74 % der Befragten der Meinung, ihre Ärztin bzw. ihr Arzt glaube nicht an das Ausmaß oder die Schwere ihrer Symptome. Der gleiche Prozentsatz gab an, das Gefühl zu haben, keine angemessene Behandlung zu erhalten, weil er oder sie nicht ernst genommen wird.
Stigmatisierung in der Familie
Stigmatisierung ist auch in Familien und in sozialen Situationen weit verbreitet. 49 % der Befragten gaben an, dass ihre Familien ihnen manchmal das Gefühl geben würden, hinsichtlich ihres gesundheitlichen Zustandes zu übertreiben. 32 % der Befragten mit Kindern hatten das Gefühl, als Eltern unzureichend zu agieren. Fast die Hälfte der Befragten, die bereits im Kindesalter mit einer neurologischen Störung lebten, fanden es schwierig, Freundinnen und Freunde zu finden oder in der Schule Freundschaften zu pflegen. Eine ähnliche Anzahl wurde von Schulveranstaltungen ausgeschlossen.
44 % der Befragten gaben an, dass Menschen aufgrund ihrer Krankheit manchmal unfreundlich zu ihnen waren, 13 % gaben an, dass Menschen häufig unfreundlich sind. Mehr als 20 % glauben, dass Menschen sie oft oder immer meiden, und 45 % haben das Gefühl, regelmäßig ausgeschlossen zu werden.
Zusammenfassung (PDF)
Auswertungen von Befragten mit Multipler Sklerose (PDF)
Results of EFNA’s Survey on Stigma and Neurological Disorder
The European Federation of Neurological Associations (EFNA) has published the results of its recent survey on stigma and neurological disorder.92% of respondents report feeling affected by stigma on account of the neurological disorder they live with. Lack of understanding is seen as the biggest cause of this, followed by myths/misconceptions about these disorders and their invisible nature.1373 responses to the survey were received from 37 countries. Responses came from a diverse range of neurological conditions, with the greatest numbers coming from the areas of Myalgic Encephalomyelitis (ME), dystonia, migraine or headache and chronic pain.
Gepostet von European Federation of Neurological Associations am Mittwoch, 22. Juli 2020
Quelle: EFNA