Cladribin

Cladribin (Mavenclad®) ist eine Immunrekonstitutionstherapie in Tablettenform und seit 2017 für die Behandlung der schubförmig verlaufenden Form von Multipler Sklerose zugelassen. Cladribin wirkt durch eine reversible Verringerung der B- und T Zellen, die bei Multipler Sklerose eine große Rolle spielen. Der klinische Effekt von Cladribin hält über die Rückkehr der B- und T-Lymphozyten hinaus an. Zwei Kurzzeitbehandlungen mit Cladribin können zu einer Langzeitstabilisierung der Erkrankung führen.

Cladribin ist in der Europäischen Union seit August 2017 für Personen ab einem Alter von 18 Jahren mit hochaktiver schubförmiger Multipler Sklerose zugelassen. In der Zulassungsstudie wurde „hochaktiv“ folgendermaßen definiert:

  • Personen, die im vorausgegangenen Jahr einen Schub und in der Magnetresonanztomografie (MRT) mindestens eine Kontrastmittel aufnehmende Läsion, alternativ neun oder mehr T2-Läsionen während der Behandlung mit anderen Immuntherapien hatten,
  • Personen mit zwei oder mehr Schüben im vorangegangenen Jahr, unabhängig davon, ob sie mit einer Immuntherapie behandelt wurden oder nicht.

Einnahme

Cladribin wird in Form von Tabletten in insgesamt vier Behandlungszyklen über einen Zeitraum von zwei Jahren eingenommen. Jedes Behandlungsjahr umfasst zwei Behandlungswochen, die jeweils in Woche 1 und Woche 5 stattfinden. In jeder Behandlungswoche werden – abhängig vom Körpergewicht – ein oder zwei Tabletten täglich an vier bis fünf  Tagen eingenommen.  Im Jahr 1 und 2 sind Folgeuntersuchungen vorgesehen. Im Jahr 3 und 4 sind weder weitere Behandlungen mit Cladribin noch Folgeuntersuchungen vorgesehen.

Nebenwirkungen

Die klinisch relevantesten Nebenwirkungen, die bei der Einnahme von Cladribin in Studien auftraten, waren Herpes Zoster (Gürtelrose bei zwei von 100 Studienteilnehmenden) und eine Verminderung der weißen Blutzellen. Diese vor allem die Lymphozyten betreffende Verminderung ist als therapeutische Wirkung erwünscht. Die Anzahl der weißen Blutzellen muss deshalb in regelmäßigen Abständen mit einem großen Blutbild bestimmt werden. Fällt die Zahl der Lymphozyten unter einen bestimmten Grenzwert, sollte keine Medikamentengabe erfolgen, bis sich die Werte wieder normalisiert haben.

Schwangerschaft und Stillzeit

Cladribin darf in der Schwangerschaft und Stillzeit nicht eingenommen werden. Sechs Monate nach der letzten Einnahme von Cladribin (also in Jahr 2) ist nicht mehr von einem Risiko für eine neue Schwangerschaft auszugehen. Somit spricht nichts dagegen, sechs Monate nach der letzten Einnahme von Cladribin im zweiten Jahr und in den Jahren 3 und 4 schwanger zu werden.

In Österreich wird Cladribin (Mavenclad®) seit 2018 von der Kasse erstattet.

KKNMS-Patientinnen- und Patientenhandbuch Cladribin (PDF)

Broschüre für Patientinnen und Patienten Cladribin (PDF)

Mavenclad Fachinformation (PDF)