Welche Therapien helfen bei Spastik und eingeschränkter Mobilität?
Spastik ist ein häufiges Symptom bei Multipler Sklerose. Man versteht darunter eine erhöhte Muskelspannung, die zu Schmerzen und einer Einschränkung der Beweglichkeit führen kann.
Der wichtigste Grundstein der Therapie bei Spastik und eingeschränkter Mobilität ist regelmäßige Physiotherapie. Durch spezielle Übungen, entsprechendes Training und eventuell das Anpassen von Gehhilfen können hier gute Erfolge erzielt werden. Therapie mithilfe eines Bewegungstrainers kann zu einer Verbesserung der Spastik beitragen. Abkühlung und Kälte können – gerade bei hohen Außentemperaturen – wahre Wunder wirken. Eventuell kann hier eine Kühlweste helfen. Eine Physiotherapeutin oder ein Physiotherapeut kann mit Ihnen gemeinsam ein passendes Übungsprogramm erstellen.
Es stehen auch verschiedene Medikamente zur Verfügung:
- Muskelentspannende Medikamente wie Baclofen (Lioresal®) oder Tizanidin (Sirdalud®) können bei starker Ausprägung der Beschwerden unterstützend eingesetzt werden.
- Bei massiver behindernder Spastik vor allem der Beine kann Baclofen auch intrathekal (direkt in den Wirbelkanal) mit einer implantierten Pumpe verabreicht werden. Nach Austestung der Wirksamkeit wird die Pumpe in einer neurochirurgischen Operation implantiert, regelmäßige Kontrollen und Befüllungen der Pumpe über die Ambulanz sind notwendig. Diese Methode wird nur an speziell ausgebildeten Zentren angeboten (in Niederösterreich ist dies u.a. das Universitätsklinikum St. Pölten).
- Sativex® ist ein Cannabis-Extrakt, welches als Spray in die Mundhöhle verwendet wird. Das Medikament ist zur Behandlung von mittelschwerer bis schwerer Spastik, die auf andere Medikamente unzureichend angesprochen hat, zugelassen. Sativex® unterliegt einer chefärztlichen Bewilligungspflicht.
- Dronabinol (THC) ist rezept- und bewilligungspflichtiges Cannabis-Präparat. Im Bereich der Multiplen Sklerose wird es bei ausgeprägter Spastik eingesetzt.
- Fampridin (Fampyra®) ist ein Medikament, das zur Verbesserung der Gehfähigkeit eingesetzt wird. Zugelassen ist Fampyra® für MS-Betroffene, die ohne Hilfe nicht weiter als 500 Meter gehen können, aber nicht komplett an den Rollstuhl gebunden sind (EDSS von 4 bis 7). Da nur ca. 30 % der MS-Betroffenen von dem Medikament profitieren, muss vor einer dauerhaften Verschreibung das Ansprechen in einem Therapieversuch überprüft werden. Bei positivem Ansprechen kann eine erhöhte Gehgeschwindigkeit um bis zu 25% erreicht werden. Derzeit wird das Medikament von den Krankenkassen nur in speziellen Einzelfällen bewilligt.
Wenden Sie sich an Ihre behandelnde Ärztin bzw. Ihren behandelnden Arzt, um die optimale Therapiestrategie für Sie zu finden!
Von Dr. Christiane Gradl, Präsidentin MS-Gesellschaft NÖ